Ein Wunder... 

Es ist erstaunlich wie viele Prozesse ineinandergreifen müssen, damit so etwas Komplexes wie der Mensch entstehen kann. Wenn man sich dessen bewusst macht, was für Unwegsamkeiten zu überwinden sind und was stattfinden muss, ist es fast nicht zu glauben, dass es überhaupt klappt und ein Mensch geboren wird. Ein Wunder... 

Gründe für die Fehlgeburt/Totgeburt und ihre Therapie

Knapp der Hälfte aller Fehlgeburten können die Ärzte überhaupt keinen Grund zuordnen, auch wenn alles untersucht wurde.
Bei den Fällen, in denen die maßgeblichen Faktoren gefunden werden, sind die Ursachen oft vielfältig.
Nach 3 hintereinander folgenden Fehlgeburten (habituelle Aborte) können/sollten Risikofaktoren abgeklärt werden, in begründeten Fällen ist dies auch schon nach 2 Verlusten möglich. Insbesondere die Genetik sollte schon bereits nach 2 hintereinander folgenden Aborten erfolgen, wenn das Paar noch kinderlos ist, die Familienanamnese Hinweise auf eine genetische Problematik liefert und die Frau schon älter ist. 
Die Regel, dass erst nach 3 Fehlgeburten eine Diagnostik angestoßen wird, folgt der Pflicht des wirtschaftlichen Arbeitens der Kassenärzte und der Annahme, dass eine fehlgeschlagene Schwangerschaft ein unglücklicher Zufall sein kann.  Grundsätzlich liegt dies also immer im Ermessen des Arztes/der Ärztin, und eine Diagnostik kann auch schon eher gemacht werden. 

s. auch AWMF Register 015-050

Lebensstil und Verhalten

Nebenstehende Faktoren können sich auf die Fruchtbarkeit der Eltern auswirken und können selbst von diesen positiv im Vorfeld der Schwangerschaft beeinflusst werden. 

  • Stress und traumatische Erlebnisse während der Schwangerschaft können einen Beitrag leisten, wobei unklar ist, ob durch den Stress selber Veränderungen im Körper hervorgerufen werden oder ein verändertes gesundheitliches Verhalten dazu führt


  • erhöhter Koffeinkonsum  >300mg/d sollte vermieden werden, obwohl dies keine Studie belegt


  • Nikotin/ Alkohol / Umweltgifte sollten vermieden werden, da sie sich negativ auf die Eizell- als auch Spermienqualität auswirken


  • ungesunde, unausgewogene Ernährungbei z.B. zu viel fastfood, Süßigkeiten etc


  • Übergewicht/Untergewicht


  • zu wenig Schlaf


  • Fitness, Sport ist wichtig um die Fruchtbarkeit zu steigern 


  • zu geringer Vitamin D- Spiegel kann sich auf die Abortwahrscheinlichkeit auswirken


  • Vitamin B6 und B12 sind wichtig für die Fruchtbarkeit


  • Jodmangel erhöht das Risiko für Fehlgeburten 

Genetische Faktoren

Chromosomenstörungen des Embryos stellen die häufigste Ursachen für einen Abort dar. Je früher dieser in der Schwangerschaft stattfindet, desto wahrscheinlicher ist eine Aberration der Chromosomen. So lassen sich im 1. Trimenon in 50% der Fälle eine Störung nachweisen. Im 2. sind es nur noch 30%.
Je älter die Mutter/der Vater ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Chromosomenstörungen (Trisomien) und damit einer Fehlgeburt. 
Mit Hilfe der PID/Polkörperdiagnostik vor der Schwangerschaft durch eine künstliche Befruchtung oder der Pränataldiagnostik während der Schwangerschaft können Gendefekte aufgedeckt werden. 

Bei begründetem Verdacht auf ein genetisches Problem kann eine Genetikanalyse schon nach 2 statt 3 Fehlgeburten angeregt werden. 


Untersuchung durch den Humangenetiker, Andrologen

  • Alter der Mutter


  • schlechte Eizellqualität - gesunder Ernährungsstil, Pimpmyegg-Kur


  • schlechte Spermienqualität- gesunder Ernährungsstil, Pimp my sperm-Kur, Spermiogramm, DNA-Fragmentierung des Spermas


  • genetische Eigenschaften von Vater oder Mutter, die zu einem nicht lebensfähigen Kind führen


  • zu hohe HLA- Ähnlichkeit von Mann und Frau  - Partnerimmunisierung

Anatomische Faktoren/Erkrankungen oder Veränderungen der Geschlechtsorgane

Veränderungen der Fortpflanzungsorgane können sich negativ auf die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt auswirken. 

Festgestellt werden die Veränderungen durch eine Ultraschalluntersuchung, Gebärmutterschleimhautbiopsie, Gebärmutterspiegelung,  Hysterosalpingographie, MRT; der Gynäkologe/die Gynäkologin leitet dies in die Wege.

  • angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter wie z.B. Septum, Uterus bicornis oder unicornis- operativer Eingriff



  • erworbene Fehlbildungen der Gebärmutter


intrauterine Adhäsionen/Synechien nach einer AS- operativer Eingriff (in 20% der Operationen ist dies zu finden)

Endometritis- Medikamente

Myome- ggf. operativer Eingriff

Polypen- ggf. operativer Eingriff


  • Veränderungen der Gebärmutter


Hydrosalpinx (entzündete Eileiter, die Flüssigkeit ist toxisch für die Eizelle)- Medikamente bzw. Entfernung

ungenügend dickes Endometrium <7mm durch Östrogenmangel, unzureichende Durchblutung, Myome, Hydrosalpinx, Endometritis, Vernarbungen z.b. nach AS, Clomifen!, langjährige Hormonverhütung- Möglichkeiten der natürlichen Anregung gibt es in Form von Nahrungsergänzungsmitteln wie L-Arginin oder Homöopathie

zu kleines Implantationsfenster kann zu Einnistungsversagen des Embryos führen und wiederholten Fehlgeburten führen- Feststellung durch ERA Test, künstliche Befruchtung, GVnP

  • Auch Erkrankungen wie Endometriose, Adenomyose und PCO erhöhen die Fehlgeburtenrate.


  • Spätabort-Frauen mit einem Abort zwischen der 16. und 20. SSS weisen ein erhöhtes Risiko für weitere Verluste auf, wenn sie transvaginale Operationen, Konisationen oder Zervixrisse hatten --> Cerclage oder TMV

Mikrobiologische Faktoren

Infektionen können in der Frühschwangerschaft zu einer Fehlgeburt führen oder in der späteren Schwangerschaft zu einem vorzeitigem Blasensprung/- riss und/oder Zervixinsuffizienz.
Wichtig ist eine Antibiotikatherapie gegen die Erreger und ggf. einer Erfolgskontrolle durch eine Endometriumbiopsie. 

Untersuchung durch einen Gynäkologen 


  • bakterielle oder virale Infektionen-Mikrobiomdiagnostik durch Abstrich, Biopsie, Antibiotikatherapie


Endokrine Faktoren

Untersuchung durch einen Endokrinologen, Blutbild, Hormonstatus

  • Lutealphaseninsuffizienz- Progesterongabe


  • Schilddrüsendysfunktion - Hormone


  • metabolische Störungen, die mit PCOS, Adipositas (Übergwicht), Hyperandrogenämie (zu viele männliche Hormone), Insulinresistenz, Diabetes einhergehen - Medikamente, Gewichtsreduktion


  • (Hyperprolaktinämie kann zu einem veränderten Zyklus, ggf. Unfruchtbarkeit, führen)


Immunologische Faktoren

Bei der Akzeptanz eines Embryos in der Gebärmutter spielt das mütterliche Immunsystem eine große Rolle. Die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter setzt eine adäquate Immunantwort des Endometriums voraus. Immunologische Fehlreaktionen führen zur Störung der Embryonalen Entwicklung und schließlich zum Abort. 

Meist erfolgt die Untersuchung erst nach 3 Fehlgeburten.

Abklärung durch Rheumatologen, Gastroenterologen, Neurologen

Alloimmunologische (Antikörper, die von der Frau gegen die Antigene des Mannes gerichtet sind somit also gegen den Embryo) oder autoimmunologische Faktoren können Aborte verursachen.


Dahinter können stehen:

  • erhöhte Anzahl der natürlichen Killerzellen (Biopsie des Endometriums)
  • rheumatologische Probleme
  • Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
  • Anti-Phospholipid-Syndrom


Behandlungsmöglichkeiten:

  • Endometrial Scratch
  • Intralipidinfusionen (Omegaven®)
  • Therapie mit Immunglobulin
  • Allogene Lymphozytenübertragung
  • Therapie mit Wachstumshormonen G-CSF (Granocyte®)
  • Immuntherapie mit TNF-α-Rezeptorblockern
  • Einnistungsspülung mit HCG
  • Kortisontherapie (Prednisolon oder Dexamethason 20mg)
  • Heparintherapie 
  • Aspirin 50-150 mg/d
  • Vitamin D Gabe

Gerinnungsfaktoren

Besteht eine Gerinnungsstörung können kleine Mikrothromben in den Blutgefäßen der Plazenta entstehen. So kann der Embryo sich gar nicht erst richtig einnisten oder nicht richtig versorgt werden und es kommt zu einer Fehlgeburt.

Meist erfolgt die Untersuchung erst nach 3 Fehlgeburten.

Da einige Gerinnungsparameter wie Akutphaseproteine agieren, sollte der zeitliche Abstand idealerweise ca. 2-4 Wochen sein.



  • Thrombophilien werden mit niedermolekularem Heparin und/oder Ass 80mg/d behandelt 

Liste der möglichen Gründe für Aborte

Es gibt viele mögliche Untersuchungsmöglichkeiten, um den vielfältigen Gründen für habituelle Fehlgeburten auf den Grund zu gehen. Um da den Überblick zu behalten, könnt Ihr in der Excel Tabelle immer wieder neu die durchgeführten oder noch offenen Untersuchungen abhaken und ggf. ausdrucken. 

Endometriose als Risikofaktor für Fehlgeburten

Endometriose zu haben, bedeutet auch immer, dass vermehrt entzündliche Prozesse im Körper, in den weiblichen Geschlechtsorganen, stattfinden. Die Entzündungen bewirken eine Ansammlung von Makrophagen und Zytokinen im Bauchfell, die ihrerseits die Spermien- und Eileiterbeweglichkeit einschränken. 

Je nach Schwere der Erkrankung kann auch die Aufnahme der Eizelle in den Eileiter erschwert sein, wenn dort Endoherde sitzen.

Darüber hinaus ist die Einnistung einer befruchteten Eizelle in eine pathologisch veränderte Gebärmutterschleimhaut erschwert. 


Auch haben inflammatorische Zellen und freie Radikale in der Gebärmutterschleimhaut einen negativen Einfluss auf die Embryonalentwicklung. 

Auch zu wenig Progesteron (Stichwort "Progesteronrezeptoren") kann dazu führen, dass eine Schwangerschaft nicht aufrecht erhalten werden kann.

Fazit:  Eine Schwangerschaft kann also auf vielfältige Weise gefährdet werden. 

PCO als Risikofaktor für Fehlgeburten

 
Im Zusammenhang mit den Fehlgeburten stehen die hormonellen Veränderungen, die mit diesem Syndrom einhergehen, im Vordergrund. Im Eierstock reifen anstatt weniger Eibläschen von 10 bis 20 Stück sehr viele heran, wovon sich keiner dominant entwickelt und "sprungreif" wird. 
Betroffene Frauen haben daher ohne Behandlung keine regelmäßigen und gar keinen Eisprung und ungewöhnlich lange und unregelmäßige Zyklen. Der ausbleibende Eisprung führt zu einer Erhöhung der männlichen Hormone (Testostern). Meist ursächlich mit dem PCO-Syndrom vergesellschaftet ist das Übergewicht.
Ebenfalls mitursächlich ist oft auch eine Störung des Insulinstoffwechsels (Insulinresistenz), die wiederum die die Neigung zur Übergewichtigkeit verstärkt.
Durch eine entsprechende Behandlung (meist mit Hormongaben zur Eizellreifung) kann es zu einem Eisprung und einer Schwangerschaft kommen. Jedoch ist die Neigung zu Fehlgeburten im Falle einer Schwangerschaft im Vergleich zu anderen Frauen deutlich erhöht, weil die Eizellqualität infolge der geringen und ungenügenden Reifung im Eierstock reduziert ist.

Was kann ich selber schon frühzeitig tun?

Eine der häufigsten Fragen der Frauen nach einer Fehlgeburt ist: "Was kann ich tun, damit mir das nicht wieder passiert bzw. wie kann ich das Wiederholungsrisiko gering halten? Ich möchte etwas aktiv tun und dem Schicksal nicht ausgeliefert sein. Mein Arzt möchte jedoch noch keine weiterführende Diagnostik, da ich "erst" 1 Fehlgeburt hatte und weiterführende Diagnostik erst nach 3 Aborten angeregt wird."

Das kann man selber schon tun:

  • Stress reduzieren
  • Kaffeekonsum moderat halten
  • kein Nikotin/Alkohol
  • für ein gesundes Gewicht sorgen
  • gesunde, basenreiche Ernährung, damit alle wichtigen Nährstoffe wie Eisen, Folsäure, Jod, Vitamin D etc da sind, ggf. spezielle NEM (s. Pimpmyegg/-Sperm)
  • Folsäure, Magnesium, Vitamin D und Jod (evtl. Achtung bei Schilddrüsenerkrankung) nehmen
  • Bewegung/Sport
  • ausreichend Schlaf
  • großes Blutbild/Urintest/Check-up beim Hausarzt, besser Endokrinologe: Vitamin B6 und B12, Vitamin D, Eisen, Vitamin E, Mineralien wie Zink, Selen, Leukozyten erhöht als Hinweis für entzündliche Prozesse, Schilddrüsenprobleme, Diabetes, APS
  • Ultraschall und Hormonstatus 1. und 2. Zyklushälfte, Gebärmutteranomalien, PCOS, Endometriose beim Frauenarzt
  • Spermiogramm



Es ist jedoch zu beachten, dass sich die positive Wirkung auf die Eizellen durch Nahrungsergänzungsmittel oder ein verändertes gesundheitliches Verhalten erst nach 3 Monaten zeigt.